Die Effekte emotionaler Reize auf den semnatischen Negative Priming Effekt
In den letzten Jahren werden präattentive Prozesse der emotionalen Bewertung von Reizen immer wieder mit Aufmerksamkeitsprozessen in Verbindung gebracht. Dieser Ansatz wird auch in dieser Diplomarbeit verfolgt. Dabei wird die Verknüpfung zweier Forschungsideen angestrebt. Auf Seiten der Aufmerksamkeit steht der Ansatz “Selection for action”, der selektive Aufmerksamkeit auf Ebene der Reaktionsauswahl untersucht; auf der Seite der Emotionspsychologie steht der Begriff der “action disposition”, der die unmittelbare motivationale Aspekte der Emotion hervorhebt. Diese beiden Leitideen scheinen dem Autor besonders geeignet, um sie in ihrer Wechselwirkung zu untersuchen.
Dies wurde in dieser Studie realisiert mit Hilfe des semantischen “Negative Identity Primings”. Dieses Paradigma wird verknüpft mit einem exzitatorischen und inhibitorischen Prozesssystem der selektiven Aufmerksamkeit. Das Design stützt sich sowohl auf Verhaltensdaten in der abhängigen Variablen, als auch auf elektrophysiologische Maße (ereigniskorrelierte Potentiale).
Der übliche Negative Priming Effekt konnte in dieser Studie nicht repliziert werden. Anhand der ereigniskorrelierten Potentiale wurde dann versucht, den Ursachen dafür nachzuspüren. Es scheint, dass die experimentelle Manipulation nicht nur Prozesse der Reaktionswahl beeinflusst hat, sondern dass auch andere Prozesse daran beteiligt waren (etwa die Reizevaluation). Auf diese Weise wird das Ausbleiben der standardmäßigen Verhaltenseffekte erklärt. Zudem finden sich Hinweise, dass Prozesse auf Ebene der Reaktionswahl durchaus aufgetreten sind, weshalb nicht darauf spekuliert werden kann, dass die experimentelle Manipulation nicht die angestrebte Wirkung erzielt hat. Die Schlussfolgerungen dieser Studie müssen zwar mit bedacht behandelt werden, dennoch sind sie als Hinweis an die Forschung zu verstehen. Die uneinheitlichen Befunde zum semantischen Negative Priming könnten ihre Ursache in eben jener Konfundierung von Prozessen der Evaluation und der Reaktionswahl haben. Stellt sich diese Hypothese als richtig heraus, müssen bestehende experimentelle Paradigmen neu überdacht werden.